Ein Adventsgruß

Amaryllis, Foto © Frieder Böhme Nachdenkliches

Ein Adventsgruß

Vor einigen Jahren begleitete mich ein Wort von Rose Ausländer. Ich habe es damals oft zitiert und weitergegeben. Es heißt schlicht und tief: 

Immer sind es
die Menschen.

Du weißt es.

Ihr Herz
ist ein kleiner Stern,
der die Erde
beleuchtet.

Inzwischen sind die Jahre darüber gegangen und sie haben an mir genagt. Die politischen Verhältnisse lassen mich nichts Gutes ahnen. Das Erstarken der Kräfte, die unsere Demokratie aushöhlen, beunruhigt mich tief. Und in der Kirche, zu der ich gehöre, gibt es zwar viel Umbruch, aber schaue ich genau hin, geht es in Wahrheit fast immer ums Geld. Einen geistlichen Aufbruch, ein Umdenken und ja, auch eine neue Form zu glauben, vermag ich nicht zu erkennen. Manchmal drohe ich mutlos zu werden. Und trotzdem begegnen mir immer wieder Menschen – und einige von ihnen sind mir weit voraus – die lassen mich hoffen. Und diese Hoffnung hat etwas Adventliches für mich und trägt mich. Und ich möchte sie an Sie weitergeben. Vielleicht ist das, was mir Mut macht, auch Ihre eigene Erfahrung.

Manchmal drohe ich mutlos zu werden
angesichts der Menschen, 
angesichts der Zerstörung, 
angesichts der Christen.

Und ich habe keinen Ausweg, 
der sich Gott nennt. 

Nein, er ist es nicht,
es ist der Mensch,
immer ist es der Mensch,
der zerstört,

in seinem Namen
und im Namen Gottes.

Und dann fallen mir Einzelne ein.
Einzelne, denen ich traue, 
Einzelne, denen ich ihren Gott glaube, 
Einzelne, die mich lehren: 

Gib nicht auf. 

Das Andere ist schon da. 
Hier und dort. 

Und wer weiß, 
vielleicht sogar in mir.

Herzlich grüße ich Sie 
und wünsche Ihnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit 
und einen guten Übergang ins neue Jahr 2026

Eva Böhme, Pfarrerin